TERMINE

Disclaimer: Die Terminrubrik ist eine Plattform für kreisweite Aktionen und Veranstaltungen zu den Themenbereichen Rassismus und Rechtsextremismus und ihren Facetten. Die Fachstelle NRWeltoffen stellt die Termine ein, ist jedoch nicht gleichzusetzen als Veranstalterin. Gern können wir auch zugesendete Termine einstellen unter post@gegenrechts.info

15.06.2023

Stadtführung

Koloniale Spuren in Herford - Alles Vergangenheit?

Der Kolonialismus hat seine Spuren nicht nur in Metropolen und Hafenstädten hinterlassen: Herforder Kaufleute waren im Überseehandel tätig und am Hof der Fürstäbtissin Johanna Charlotte lebte ein versklavter Diener. Bürgerinnen und Bürger engagierten sich in Kolonialvereinen, kauften Kolonialwaren oder zogen in die Welt. Straßen wurden nach Kolonialakteuren benannt und eine Kaserne nach einem General der Schutztruppen. Der Rundgang lädt ein, sich mit der Geschichte des Kolonialismus als Teil der Herforder Stadtgeschichte kritisch auseinanderzusetzen und schlägt einen Bogen zu kolonialen Kontinuitäten heute.


Referentin: Dr. Barbara Frey
Treffpunkt: Bahnhofsvorplatz Herford
Zeit: Donnerstag 15.6., 17 - 19 Uhr
Anmeldung: bis 14.6. an anmeldung@gegenrechts.info oder über das Anmeldeformular
Veranstalterin: Fachstelle NRWeltoffen

Lesung mit Barbara Stellbrink-Kesy

„Unerhörte Geschichte: Frei – aber verpönt“

 

15.6.2023, 19 Uhr | in der Gedenkstätte Zellentrakt im Rathaus Herford

 

Irmgard war die sprichwörtliche Leiche im Keller meiner Familie. Ich erzähle, in einer Textcollage aus Dokumenten, fiktiven Szenen und in Dialogen, die Geschichte einer Frau, über die 70 Jahre lang nicht gesprochen werden durfte. Leider habe ich, ihre Großnichte, sie nicht mehr kennenlernen können. Denn sie verhungerte – widerständig bis zuletzt, wie die Krankenakte beweist – 1944 in einer Anstalt. Erst sieben Jahre später wurde ich geboren.

Bereits früh hatte sie sich – Protoyp der ‚Neuen Frau‘ - geltenden Moral- und Ordnungsvorstellungen verweigert. So hatte meine hübsche Tante während des ersten Weltkrieges  allein in Berlin gelebt – mit Neunzehn! Sie las „Schundliteratur“ und den Mann, den sie ‚unter ihrem Stand‘ zum Entsetzen ihrer Eltern heiratete, wollte sie später verlassen und ihre Kinder allein durchbringen. Sie glaubte an die neue Zeit. Heute käme sie uns wohl sehr ‚normal‘ vor. Für das bildungsbürgerliche Sozialverständnis rüttelte sie – vor allem mit ihrer losen Sexualmoral - am Kern der politischen und gesellschaftlichen Ordnung. Sie wurde traumatisiert und Opfer sozialrassistischer Verfolgung.

Ich verzichte bewusst darauf, die Schreckenskammer ein weiteres Mal aufzutun und die Leser*innen durch Grauen zu überwältigen. Statt dessen teile ich Irmgards Verletzlichkeit und stelle in fiktiven Dialogen mit meiner ermordeten Tante Fragen nach den Ursprüngen und dem Einfluss der Eugenik auf das Geschehen, nach Rassismus als Wiederkehr des Verdrängten und nach den Auswirkungen dieser Gewalt heute.

„Ich weiß gar nicht, ob ich schon richtig gelebt habe“, schrieb sie 1940, „bewusst jedenfalls nicht, darauf warte ich noch. Nur krank stellenweise und gehemmt. Und frei aber verpönt.“

 

Barbara Stellbrink-Kesy: „Unerhörte Geschichte: Frei - aber verpönt“ Verlag am Turm, zba.Buch Berlin, 2020

 

Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

Diese Veranstaltung findet in Kooperation mit NRWeltoffen im Rahmen der Antirassismuswochen statt.

 

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